Kunstarchiv Graetz und Shaw

Shaw: Biographie

Shaw: Biography

Elizabeth Shaw (* 4. Mai 1920 in Belfast; † 27. Juni 1992 in Berlin) war eine irische Grafikerin und Kinderbuchautorin.

Elizabeth Shaw (* 4 May 1920 in Belfast; † June 27th 1992 in Berlin) was an Irish artist, illustrator and children’s book author.

Leben

Elizabeth Shaw wurde am 4.Mai 1920 in Belfast/Irland geboren. Zur Schule ging sie von 1924 bis 1933 in die Belfast Royal Academy. Nach dem Umzug der Familie 1933 nach Bedford/England besuchte sie die Bedford High School bis 1937.

Elizabeth Shaw was born on 4 May 1920 in Belfast, Ireland. She went to school at the Belfast Royal Academy from 1924 to 1933. After the family moved to Bedford/England in 1933, she attended Bedford High School until 1937.

 

Ich ging mit vier Jahren zur Schule. Als meine Schwester Matilda mit fünf das schulpflichtige Alter erreichte, war meine Mutter der Meinung, dass ich mitgehen könnte. Matilda und ich waren unzertrennlich wie Zwillinge.

aus „Irish Berlin – Wie ich nach Berlin kam“ (Autobiographie)

Elizabeth hatte schon früh angefangen zu zeichnen und beschloss, an der Chelsea School of Art in London ein Studium zu beginnen. Sie spezialisierte sich auf Buchillustration. 1940 wurde die Schule wegen der Bombenangriffe auf London geschlossen. Sie arbeitete bis 1944 in verschiedenen Telefonzentralen in London.

Elizabeth had started drawing at an early age and decided to study at the Chelsea School of Art in London. She specialised in book illustration. In 1940, the school was closed due to the bombing of London. She worked in various telephone exchanges in London until 1944.

 

Ausgestattet mit einer neuen Tweedjacke, einem Tweedrock und einem dunkelblauen Wollkleid, dazu eine schrecklich krause Dauerwelle und meine Hornbrille – so machte ich mich auf, London und das Leben zu erforschen.

aus „Irish Berlin – Wie ich nach Berlin kam“ (Autobiographie)

1940 entstanden erste satirische Zeichnungen für die linke Kulturzeitschrift „Our Time“, sie war freie Mitarbeiterin bei „Fore Publications“ und „Lilliput“. Sie zeichnete Plakate, Flugblätter usw. für die KP Großbritanniens und sammelte so Erfahrungen mit der Pressearbeit.

In 1940, she produced her first satirical drawings for the left-wing cultural magazine „Our Time“ and worked as a freelancer for „Fore Publications“ and „Lilliput“. She drew posters, leaflets etc. for the British Communist Party and thus gained experience in press work.

 

Eines Tages fand ich im Gemeinschaftsraum ein Flugblatt mit dem Aufruf zu einer antifaschistischen Maidemonstrattion. Die Losung war ein Zitat der Nazis: „Wenn ich das Wort  Kultur höre, greife ich zur Pistole!“ Aus Sympathie und Neugier ging ich mit.

aus „Irish Berlin – Wie ich nach Berlin kam“ (Autobiographie)

In den frühen 1940iger Jahren lernte Elizabeth verschiedene Künstlergruppen kennen, darunter Exilkünstler aus Deutschland. So auch René Graetz – in der Schweiz aufgewachsen und 1939 nach London gekommen. 1940 wurde er als Deutscher „Enemy Alien“ nach Kanada deportiert und lebte seit Mitte 1941 wieder in London. Er war Bildhauer und Maler und arbeitete zusammen mit den deutschen Exilkünstlern für den Deutschen Kulturbund, der 1939 in London gegründet worden war. Sie heirateten 1944 und entschieden sich 1946, nach Berlin zu ziehen.

In the early 1940s, Elizabeth got to know various groups of artists, including exiled artists from Germany. This included René Graetz, who grew up in Switzerland and had come to London in 1939. In 1940, he was deported to Canada as a German „Enemy Alien“ and returned to London in mid-1941. He was a sculptor and painter and worked together with German artists, who had emigrated to Great Britain, for the Free German League of Culture, which had been founded in London in 1939. They married in 1944 and decided to move to Berlin in 1946.

Für jemanden, der aus dem Ausland kam, war das Leben unter der Naziherrschaft nur schwer vorstellbar; die Brutalität […], ihre Zweifel und ihre Unfähigkeit, Widerstand zu leisten, die Schrecken des Krieges und der Schock der Nierderlage – die Leute auf der Straße waren gezeichnet davon. Deutschland hatte den tiefsten Punkt des Abgrundes erreicht. Ein Vakuum war entstanden. Jeder Funke Optimismus wurde bereitwillig aufgenommen; aus den Ruinen entstand neues Leben; alles schien möglich, jeder wurde gebraucht.

aus „Irish Berlin – Wie ich nach Berlin kam“ (Autobiographie)

Von 1947 an arbeitete Elizabeth als Karikaturistin und Illustratorin für verschiedene Tageszeitungen und Magazine. Darunter „Ulenspiegel“, „Berlin am Mittag“, „Aufbau“, „Neues Deutschland“, „Magazin“. Von 1952 an illustrierte sie Bücher für Erwachsene und Kinder. Sie spezialisierte sich auf Portraits, zu nennen sind die der Mitglieder der Akademie der Künste Berlin 1959 und zahlreiche Portraits von Schauspielern, Dichtern und Schriftstellern.

From 1947 onwards, Elizabeth worked as a caricaturist and illustrator for various daily newspapers and magazines. These included „Ulenspiegel“, „Berlin am Mittag“, „Aufbau“, „Neues Deutschland“ and „Magazin“. From 1952 onwards, she illustrated books for adults and children. She specialised in portraits, including those of the members of the Berlin Academy of Arts in 1959 and numerous portraits of actors, poets, and writers.

 

1963 wurde ihr erstes eigenes Kinderbuch “Der kleine
Angsthase“ veröffentlicht. Bis 1988 folgten noch weitere 17 Titel.

 

René und Elizabeth haben zwei Kinder, Anne und Patrick.

Her first own children’s book, „Der kleine Angsthase“, was published in 1963. 17 titles followed until 1988.

René and Elizabeth have two children, Anne, and Patrick.

 

Ich begann in zwei Ländern zugleich zu leben; in dem einen, in dem ich arbeitete und in dem mein Mann und meine Kinder zuhause waren, und in dem anderen, dem ich mich durch die Sprache und durch Freundschaften immer noch verbunden fühlte.

aus „Irish Berlin – Wie ich nach Berlin kam“ (Autobiographie)

Elizabeth reiste gern, die Familie verbrachte ihre Sommerurlaube meist in Ahrenshoop an der Ostsee. Die Familie war ihr wichtig und so fanden sich genügend Gelegenheiten zu zeichnen, zu schreiben und Menschen kennenzulernen.

Von 1982 an hatte sie ein Gartengrundstück am Rande von Berlin – ein Rückzugsort.

Elizabeth loved travelling and the family usually spent their summer holidays in Ahrenshoop on the Baltic Sea. Family was important to her and so there were plenty of opportunities to draw, write and get to know people.

From 1982 onwards, she had a garden plot on the outskirts of Berlin – a place of retreat.

 

Es ist vierzig Jahre her, seit ich mit dem Bildhauer René Graetz […] nach Berlin gekommen bin. Vierzig Jahre glückliches Schaffen von Bildern – meine Arbeit und mein Vergnügen. Manchmal sind auch Texte entstanden. Mein Deutsch ist aber leider immer noch fehlerhaft. Trotzdem bin ich fast eine echte Berlinerin geworden. Ich habe einen Garten.

aus „Irish Berlin – Wie ich nach Berlin kam“ (Autobiographie)

1975 erhielt sie den Kunstpreis der DDR.

1979 den Hans-Balzer-Preis,

1981 den Gutenberg-Preis der Stadt Leipzig und

1981 den Käthe-Kollwitz-Preis der Akademie der Künste Berlin

Elizabeth Shaw verstarb 1992 in Berlin. Ihre Asche wurde auf ihren Wunsch hin in die Irische See gestreut. Eine Gedenktafel auf dem Grab von René Graetz befindet sich auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin.

In 1975 she received the GDR Art Prize.

1979 the Hans Balzer Prize,

1981 the Gutenberg Prize of the City of Leipzig and

1981 the Käthe Kollwitz Prize of the Berlin Academy of Arts

Elizabeth Shaw died in Berlin in 1992. At her request, her ashes were scattered in the Irish Sea. A memorial plaque on René Graetz’s grave can be found in the Dorotheenstädtischer Friedhof cemetery in Berlin.